Der Zynismus von staatlicher Hand hat derzeit in Deutschland offensichtlich Hochkonjunktur. Während der Bund derzeit die Opfer seiner eigenen Diskriminierung mit seiner aktuellen “Meinung statt Hass”-Kampagne verhöhnt, hat sich die Stadt Dresden anscheinend vorgenommen, ähnlich mit den Obdachlosen der Stadt zu verfahren. Derzeit sind im Stadtgebiet nämlich Werbeplakate mit der Aufschrift “Bett statt Bank. Dresden schaut hin!” zu sehen, womit die Hilfsangebote der Landeshauptstadt für Obdachlose beworben werden.
Zur Erinnerung: Es war es die Stadt Dresden, die der Dresdner Obdachlosenhilfe im November 2020 die finanzielle Unterstützung zum Weihnachtsessen für Obdachlose verwehrt hatte. Mitten in der Hochzeit der Corona-Krise, unter der besonders die Armen und Schwachen meisten litten und jede Hilfe dringender denn je gebraucht hätten. Dresden hat weggeschaut!
Das ist jedoch kein weit zurückliegender Einzelfall. Auf die aktuelle Werbekampagne der Stadt angesprochen, kann sich der 1. Vorsitzende der Dresdner Obdachlosenhilfe Ingolf Knajder einen enttäuschten Seufzer nicht verkneifen: “Die schauen immer noch weg. Versuchen Sie mal nach 18 Uhr jemanden von den anderen Hilfswerken wie Diakonie oder Heilsarmee zu erreichen. Wenn jemand nach 18 Uhr einen Obdachlosen findet, erreicht er nur uns. Jeden Tag erhalten wir in der Zeit 2-3 Anrufe. Wir fahren dann mit unserem Kältebus hin und versorgen die Menschen mit warmen Getränken, Essen, Isomatte und Schlafsack.”
Jedoch wird die Dresdner Obdachlosenhilfe gar nicht von der Stadt unterstützt — weder finanziell, materiell noch personell. “Wir hatten mal einen Antrag gestellt, der wurde jedoch abgelehnt.” konstatiert Herr Knajder. Der Versuch, eine Unterkunft für Obdachlose aufzubauen, wurde ebenfalls von der Stadt abgeschmettert. Der Vereinsvorsitzende sieht darin sogar einen Vorteil: “Deshalb finanzieren wir uns ausschließlich über Spenden und sind dadurch unabhängig von der Stadt.”
Mit anderen Worten: Dresden schaut immer noch weg! Aber freiwillige, ehrenamtliche Helfer wie das Team rund um Ingolf Knajder und die dahinter stehenden Sponsoren schauen zum Glück hin.