Am 25.08.2023 wird die Zensur auf den asozialen Netzwerken in der EU noch schärfer — per EU-Verordnung 2022/2065 gegen angebliche Desinformation. Diese auch „Digital Services Act“ genannte Verordnung wird voraussichtlich das Ende der Meinungsfreiheit auf den asozialen Plattformen wie bspw. Facebook, YouTube, Twitter und TikTok, aber auch auf Suchmaschinen wie Google und Bing sowie anderen Plattformen mit großer Reichweite wie Wikipedia, Amazon, booking.com und Zalando besiegeln. Damit dürfte eine ausgewogene Diskussion unterschiedlicher Sichtweisen insbesondere zu heiklen Themen auf diesen Plattformen faktisch unmöglich werden — war es doch in der Corona-Krise schon ohne dieses neue Regelwerk schwierig genug, selbst saubere Rohdaten und wissenschaftliche Erkenntnisse zu veröffentlichen. Denn diese Verordnung schreibt bspw. explizit vor, dass die Plattformen im Krisenfall mit den Behörden zusammenarbeiten müssen. Was das aus Sicht der EU-Autokraten bedeutet, haben wir in den Corona-Jahren gesehen.
Elon Musk leistet Widerstand — zum Glück
Wie erhofft versucht Elon Musk als Twitter-Eigentümer Widerstand zu leisten und sich zumindest aus dem freiwilligen Verhaltenskodex heraus zu halten. Die obligatorischen Verpflichtungen der Verordnung bleiben jedoch und es ist fraglich, ob und wie lange sich Musk dagegen stemmen wird. Es scheint auch nur eine Frage der Zeit zu sein, wann bisher noch recht unbescholtene Plattformen wie Telegram in den Digital Services Act gezwungen. Allerhöchste Zeit also, sich darauf vorzubereiten und bspw. auf dezentrale Netzwerke umzusteigen.
Wie das Internet zensiert wurde
Die ursprüngliche Motivation für den Entwicklung des Internets (ARPANET) war es, u.a. die Ausfallsicherheit und Skalierbarkeit der Kommunikation zu sichern. Sprich: Es funktioniert auch, wenn ein Knoten (Computer) ausfällt oder ausgeschaltet wird und es können jederzeit neue Knoten und Benutzer hinzu kommen. Deswegen war es dezentral und selbst organisierend konzipiert. Dieses Konzept wurde in den 00er Jahren durch die Kommerzialisierung des Internet ausgehebelt. Es drängten immer mehr Plattformen wie Google, Facebook und YouTube auf den Markt, die zentral strukturiert waren und durch ihre (scheinbar) kostenlosen Angebote ihre Vormachtstellung aufbauen konnten. Erst dadurch wurde eine wirksame Zensur im Internet überhaupt ermöglicht und durch von der Industrie voran getriebene Gesetzesänderungen umgesetzt — wie man ab Mitte der 2010er Jahre immer deutlicher sehen konnte.
Back to the roots — Die Gegenbewegung zur Sicherung der Menschenrechte
Ursprünglich sind demzufolge dezentrale Dienste nichts Neues im Internet. So gibt es bspw. E-Mail-Dienste bereits seit den 1970er Jahren. Andere dezentrale, selbst organisierende, autonome Dienste wie das BitTorrent-Netzwerk oder Skype waren in den 00er Jahren weit verbreitet, bevor sie von kommerziellen Diensten und durch Lobby-getriebene Gesetzesänderungen zumindest teilweise zurück gedrängt wurden.
Es ist also allerhöchste Zeit, zurück zu den Ursprüngen des Internets zu kehren und auf dezentrale, selbst organisierende, autonome Dienste zu setzen, wenn man Menschenrechte wie die Meinungsfreiheit und Informationsfreiheit sichern möchte. Das dachten sich schon vor Jahren verschiedene Entwickler, als das Internet immer kommerzieller wurde, und entwickelten verschiedene solcher Dienste, die in Summe als eine Art Gegenbewegung gesehen werden können. So entstanden bspw. das Matrix-Protokoll als Basis für dezentrale Messenger (z.B. Element) als Ersatz für WhatsApp, Bitcoin als dezentrale, selbst verwaltete Währung als Ersatz für FIAT-Währungen und vor noch nicht allzu langer Zeit auch Nostr als dezentrales, Zensur-resistentes, soziales Netzwerk als Ersatz für Facebook, Twitter, GETTR & Co.
Nostr: Nur ein weiteres soziales Netzwerk?
Damit ist Nostr eben kein weiteres asoziales Netzwerk, das keiner braucht, weil es genauso zentral organisiert und damit Repressalien-anfällig ist, wie die bisherigen Plattformen. Mit dem klaren Ziel der Zensur-Resistenz setzt es korrekterweise an der Wurzel des Problems an und geht einen grundsätzlich anderen Weg: dezentral, offen, selbst verwaltet. Damit werden solche Dienste insbesondere in immer faschistischeren oder totalitäreren Regimen wie der EU und Deutschland in absehbarer Zukunft die einzige Möglichkeit sein, in der und durch die digitale Welt unsere Menschenrechte zu sichern.
Obwohl das Projekt noch recht jung ist, gibt es zumindest mit Amethyst für Android- und Damus für Apple-Smartphones bereits brauchbare Apps, die dessen Benutzung auch IT-Laien ermöglichen. Damit kann man direkt auf seinem Handy loslegen. Es gibt auch Websites wie Snort, mit denen man Nostr auf jedem Endgerät benutzen kann. Meinen ersten Nostr-Post könnt ihr über Snort bspw. direkt ohne App ansehen, so wie man es von Twitter & Co auch kennt.
Selbstermächtigung: Widerstand durch Veränderung
Neben dem Protest auf der Straße und mittels Petitionen ist eine elementare Form des Widerstandes auch die Verweigerung des Vorgeschriebenen und die Erschaffung, Nutzung und Verbreitung von Alternativen. Das ist gelebte Eigenverantwortung auf dem Weg zu einer neuen Gesellschaft. Jeder von uns ist Bestandteil dieser Gesellschaft. Wir können sie ändern, indem wir als erstes bei uns selbst anfangen. Jeder von uns, Schritt für Schritt.