Am Dienstag, dem 08.11.2022, fanden in den öffentlich-rechtlichen Medienhäusern zum wiederholten Mal die ARD-Dialogtage statt. Auch der MDR hatte seine Investoren, die Bürger, zum Dialog eingeladen. Allerdings mussten sich diese vorher anmelden und unter den Anmeldern wurden dann einzelne Teilnehmer ausgewählt — nach welchem Verfahren ist unbekannt.
Trotzdem war es uns gelungen, zumindest einen selbst Denkenden in einem der Formate — einem Online-Meeting mit dem designierten Nachfolger der fristlos entlassenen ARD-Vorsitzenden Patricia Schlesinger: Kai Gniffke — unter zu bekommen. Ausgerechnet mit Kai Gniffke, der bereits 2018 zugeben musste, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk (ÖRR) mit “missionarischem Eifer” der AfD das “restpopulistische [Stigma]” verpassen wollte. Unser kritisch denkende Mitmensch Matthias hatte in Vorbereitung der Dialogtage extra noch die Umfrage “Wie sollte es weitergehen bei ARD und ZDF?” gestartet. Innerhalb weniger Tage beantworteten dies Umfrage über 2000 Teilnehmer. Davon sprachen sich 81 % für eine Neugründung/Auflösung, 8,6 % für eine Fusion/Verkleinerung, 5 % für Reformen aus und 5,6 % hatten andere Vorschläge. Sprich: 4 von 5 Teilnehmern halten den ÖRR nicht für reformierbar und sehen eine Auflösung als einzigen Ausweg. Es versprach also eine interessantes Gespräch zu werden. Wie skurril es werden sollte, konnten wir uns zu diesem Zeitpunkt jedoch in unseren schlimmsten Alpträumen noch nicht ausmalen.
Kaum hatten sich alle Teilnehmer eingewählt, begann auch schon das Gruselkabinett. Der Moderator begann das Meeting mit den Worten, dass es höchste Zeit wird, dass sich Macher und Zuschauer endlich einmal direkt in die Augen schauen. Nur um im nächsten Atemzug darum zu bitten, die Kameras der Umwelt zuliebe auszuschalten. Ein Sinnbild für die Priorisierung im ÖRR. Trotz der wohl größten Vertrauenskrise ist ihm die Einsparung von geschätzten 10 Wattstunden Strom wichtiger. Damit hat er garantiert die Welt gerettet.
Schnell wurde klar, dass die restlichen Teilnehmer allesamt noch in der Blase des ÖRR gefangen waren und nur pseudo-kritische Anmerkungen wie die Erschließung weiterer sozialer Netzwerke, auf denen der ÖRR bisher nicht aktiv sei, hervorbrachten. Nahezu peinliche Anmerkungen in Anbetracht der vermutlich größten Vertrauenskrise der ARD.
Zum Glück kam unser kritischer Mitmensch auch zu Wort und sprach eben genau das Fehlen eines ausgewogenen Diskurses zwischen in der Sache unterschiedlichen Standpunkten an. [Anm. d. Red.: Bevor Sie gleich die Antwort lesen, sollten Sie sich jedoch besser hinsetzen!] Diesen Punkt wiesen die ARD-Vertreter von sich. Die ARD sei doch der Vorreiter des kritischen Diskurses in der Corona-Zeit gewesen und insbesondere bei Anne Will konnten sehr konträre Sichten zum Thema diskutiert werden. Das lassen wir einmal ohne Kommentar einwirken …
Als zweites wurde die Priorisierung der Demo-Berichterstattung angesprochen. Warum wurde über eine Großdemo mit fast 20.000 Teilnehmern am 29.10.2022 in Dresden nicht berichtet, dafür aber über eine kleine Demo mit 1.000 Teilnehmern am gleichen Tag in Berlin? Immerhin wurde in diesem Punkt ein Einlenken angedeutet. Das könnte — also nur vielleicht, mit ganz viel Bauchmiezeln — in Zukunft auch anders handhaben. In puncto fehlender Kritik an der Regierung räumte die ARD zwar ein, dass man dieser mehr Gewicht geben könne, aber betonte sogleich, dass nach eigenem Empfinden bereits regierungskritische Stimmen zu Wort kämen.
An einem Punkt schieden sich dann dennoch die Geister: Die Frage, warum der renommierte Virologe Prof. Dr. Sucharit Bhakdi immer noch nicht eingeladen wurde, obwohl dies bereits 2020 in einer Petition mit über 50.000 Unterschriften gefordert wurde, wiegelte man lediglich damit ab, dass es schon der Redaktion vorbehalten bleiben sollte, ungeeignete, unwissenschaftliche Menschen nicht ins Studio einzuladen. Bei einer solchen Überheblichkeit bleibt einem fast die Spucke weg.
Damit hat der ÖRR auch zu den Dialogtagen wieder unter Beweis gestellt, dass er keine Fehlerkultur hat. Es scheitert schon an der Einsicht, überhaupt Fehler begangen haben zu können. Damit bestätigt die ARD ganz klar das Ergebnis der Twitter-Umfrage, nämlich dass sie nicht reformierbar ist und von Grund auf neu aufgebaut werden muss.